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Keine Einigung bei Umgehung Selbeck

 

In der Weihnachtssitzung des Rates am 11.12.2015 stand unter anderem eine Erklärung zum Selbecker Teil der Barntruper Umgehung (B 66n) auf der Tagesordnung. Ein kurzfristig von der CDU eingebrachter Entwurf sah vor, dass sich alle Fraktionen sowie der Bürgermeister dafür aussprechen sollten, dass der Selbecker Teil der Strecke im Bundesverkehrswegeplan vom "roten" in "grünen" Status geändert wird.

 

Bekanntlich befinden sich der Barntruper und der Selbecker Teil in völlig unterschiedlichen Phasen. In Barntrup besteht Baurecht, im Herbst hat der Bund entsprechende Mittel in Aussicht gestellt. Ein Baubeginn noch im Jahr 2016 scheint somit leider realistisch. Selbeck hingegen müsste noch wesentlich länger auf eine Umgehungsstraße warten: Hier sind die Planungen erst teilweise abgeschlossen, selbst wenn es jetzt schnell ginge, könnte der Bau wohl erst frühestens Mitte der 2020er Jahre beginnen.

 

Aufgrund dieser Lage herrscht nun die berechtigte Sorge, dass nach der Fertigstellung des Barntruper Abschnittes der Ortsteil Selbeck vom überörtlichen Verkehr überrollt wird. Am dann südwestlichen Ende der neuen Straße würden die Fahrzeuge auf die vorhandene L 758 Richtung Detmold geleitet, die in keiner Weise geeignet ist, insbesondere den Schwerlastverkehr aufzunehmen. Zwischen Selbeck und Großenmarpe ist der Zustand dieser Straße sogar noch desolater.

 

Einen ersten Vorgeschmack auf diese Situation gab es in den letzten Wochen im Zuge der Sperrung der B 1. Die Zahl der Fahrzeuge stieg dramatisch an, es kam regelmäßig zu gefährlichen Situationen und kleineren Unfällen im Begegnungsverkehr. Das Ganze war nach rund zwei Monaten überstanden - wenn die B 66n um Barntrup aber fertig ist, muss sich Selbeck womöglich für viele Jahre auf diese Bedingungen einstellen.

 

Vor diesem Hintergrund kann es zunächst verwundern, dass unsere Fraktion die in den Rat eingebrachte Erklärung ablehnt. Sind uns die Menschen in Selbeck oder die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer egal? Stimmen wir aus Prinzip gegen alles, was mit der bzw. den Umgehungen zusammen hängt?

 

Nein, es gibt andere und gute Gründe, einen solchen Beschluss nicht mit zu tragen.

 

Wer sich objektiv und realistisch mit dem Thema Straßenneubau befasst, wird feststellen, dass ein "grüner" Status einer Planung noch lange keinen baldigen Bau nach sich ziehen muss. Am Ende geht es wie so oft ums Geld - und ob dieses in vielen Jahren, wenn auch der Selbecker Teil zu Ende geplant sein sollte, bereit steht, darf zumindest stark bezweifelt werden.

 

Den Menschen in Selbeck zu suggerieren, mit einer Erklärung des Rates könne der Bau des Abschnittes spürbar beschleunigt werden, ist für uns keine seriöse Politik.

 

Merkwürdig ist auch, mit welchem Druck vor allem die CDU die schnelle Verabschiedung des Antrages forderte. Nach vier Jahrzehnten der Planung und Diskussion soll es jetzt um wenige Tage gehen? Immerhin ist seit vielen Jahren klar, dass Barntrup und Selbeck planerisch getrennt sind. Seither hat es mehrere Appelle der Befürworter gegeben, die Straße insgesamt als ein Projekt zu betrachten. Was hat dies bisher gebracht? Nichts - aber man kann es ja noch ein weiteres Mal versuchen, anstatt einmal umzudenken.

 

Wir bedauern, dass die Bürgerinnen und Bürger in Selbeck wahrscheinlich bald unter den Folgen der Nordumgehung leiden müssen. Wir hoffen aber, dass man dabei nicht vergisst, wer letztendlich für dieses Dilemma verantwortlich ist. Nicht wir, die wir eine unserer Meinung nach wirkungslose Resolution ablehnen. Sondern die Befürworter der B 66n, die jahrzehntelang gegen alle Argumente und wider besseres Wissen den Bau forciert haben!

 

Wer die Menschen in Selbeck ehrlich und wirksam schützen möchte, muss eine andere Forderung stellen: Bis die Strecke insgesamt fertig geplant ist, muss der Bau des Barntruper Teils zurück gestellt werden! Nur so wäre gewährleistet, dass die vermeintliche Entlastung der Kernstadt nicht zu Lasten der Selbecker geschieht. Leider gibt es noch keine Anzeichen für ein solches Umdenken.

 

Die Geister, die die Befürworter der Umgehung gerufen haben, sind nun leider aus der Flasche. Die Folgen der jahrelangen und unerbittlichen Rufe nach dieser Straße fallen uns allen nun auf die Füße. Rasant steigende Verkehrszahlen in und um Selbeck. Die Überlastung einer Landesstraße, die schon heute eigentlich als verkehrsunsicher gelten muss. Von allen anderen negativen Folgen der Strecke für die Kernstadt ganz zu schweigen. Aber Hauptsache, es wird endlich gebaut, oder?



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