Die Einführung des Deutschlandtickets - im Volksmund auch als "49-Euro-Ticket" bekannt - ist nicht nur allgemein ein sinnvolles Projekt zur Förderung des klimaschonenden Reisens, sie hat auch ganz handfeste Auswirkungen auf den Haushalt der Stadt Barntrup. Diese muss nun für Schülerinnen und Schüler, die mit dem Bus zum Unterricht fahren, nicht mehr die teuren Standardtickets beschaffen, sondern kann eben die deutlich günstigeren D-Tickets kaufen. Diese Entwicklung ist selbstverständlich sehr erfreulich.
Jedoch gibt es auch einen Haken: Kinder und Jugendliche, die in der Kernstadt wohnen und keinen Anspruch auf Fahrkarten haben, bleiben außen vor. Das klingt zunächst wenig tragisch, sind eben diese Schülerinnen und Schüler ja auch zuvor schon ohne Tickets ausgekommen. Allerdings finden sich auf den zweiten Blick durchaus Ungerechtigkeiten, etwa wenn man an Ausflüge und Klassenfahrten denkt. Finden diese per Bahn statt - was seitens der Schulen vorrangig so geplant werden soll - ergibt sich innerhalb der Klassen ein Ungleichgewicht. Die "Buskinder" haben dann nämlich schon ein Ticket, das alle anderen erst noch kaufen müssen.
Und auch in der Freizeit könnte es ungerecht zugehen: Mit dem D-Ticket ausgestattete Schülerinnen und Schüler könnten dann gratis beispielsweise nach Lemgo oder Bielefeld fahren, während ihre Freundinnen und Freunde zahlen müssten.
Um derlei Ungerechtigkeiten beizukommen und ganz nebenbei den ÖPNV in der Region zu stärken, haben wir im Juni 2023 einen Antrag mit der Forderung eingereicht, dass auch Kinder und Jugendliche ohne grundsätzlichen Anspruch auf Busfahrkarten ein von der Stadt bezahltes D-Ticket erhalten sollen. So würde es nicht nur innerhalb von Klassen und Freundeskreisen gerechter zugehen, es würden auch junge Menschen, die in ihrem Alltag vielleicht kaum einmal Bus oder Bahn fahren, an den klimaschonenden Nahverkehr heran geführt. Abseits der Schulzeiten sind die Busse bekanntlich reichlich leer - ob unser Antrag dies im großen Stil ändern würde, sei einmal dahin gestellt, aber schlechter kann es ja kaum mehr werden!
Das große Plus: Die Stadt Barntrup müsste keine zusätzlichen Finanzmittel bereit stellen. Die Kosten für die zusätzlichen Tickets ließen sich ohne Probleme aus den oben erwähnten Einsparungen darstellen (die dann, das gehört zur Wahrheit dazu, natürlich geschmälert würden). Dennoch: Für uns eine mehr als lohnenswerte Ausgabe für Gerechtigkeit und sauberes Reisen!
Leider wurde unser Antrag von der Ratsmehrheit aus CDU, FDP und UWB abgelehnt, auch Bürgermeister und Verwaltung sprachen sich dagegen aus. Neben berechtigten Einwänden wie eben den Kosten wurden in der Debatte auch einige eher seltsame Argumente vorgebracht - etwa dass sich die schlechtere Stellung der Kinder in der Kernstadt dadurch ausgleiche, dass Schülerinnen und Schüler in den Ortsteilen dafür früher aufstehen müssen. Nun ja...
Um doch noch einen Kompromiss zu erzielen, waren wir bereit, diverse Zugeständnisse zu machen. Eine Kostenbeteiligung der Eltern oder etwa die Herausnahme der Fünft- und SechstklässlerInnen haben wir vorgeschlagen, um den finanziellen Aufwand weiter zu vermindern. Alles zwecklos - eine Mehrheit fand sich leider nicht, auch der Hinweis auf das nochmals günstigere NRW-Schülerticket lief am Ende ins Leere.
So bleibt der Eindruck, dass weite Teile der Barntruper Politik schlichtweg das Ziel hatten, den Antrag aus Prinzip nicht zum Erfolg kommen lassen zu wollen. Dass in der finalen Beratung für einige Ratsmitglieder die vorgeschlagene Testphase im zweiten Halbjahr 2023/24 offenbar etwas Neues war, obwohl diese als Teil unserer ergänzenden Hinweise auch Eingang in die (über drei Wochen vorab veröffentlichte) städtische Vorlage gefunden hatte, wirft nicht das allerbeste Licht auf die vorbereitende Arbeit in den Fraktionen. Drucksache nicht gelesen?
Verbesserung des ÖPNV-Angebotes, Förderung ökologisch milderer Transportmittel, Stärkung des Schulstandortes Barntrup - alles Schlagworte, hinter denen sich bestimmt auch die ablehnenden Parteien im Wahlkampf oder bei Sonntagsreden gern versammeln. Und wenn es dann zum Beschluss kommt? Dann entlarven sich die schönen Slogans bei einigen leider als Lippenbekenntnisse.
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